Krankenschwester berichtetSo heftig verändert Corona unsere Arbeit in der Klinik

Klinik Flur

Der Arbeitsalltag in Zeiten des Coronavirus ist für das Klinikpersonal im Rheinland eine absolute und noch nie dagewesenen Herausforderung.

Solingen – Home-Office statt arbeiten gehen? In Zeiten des Coronavirus’ ist das eine Maßnahme, die nahezu ganz Deutschland betrifft. Doch wie sieht es in den Bereichen aus, in denen Arbeitskräfte dringend am Arbeitsplatz gebraucht werden?

Pflegepersonal und medizinische Fachkräfte sind unentbehrlich und riskieren bei ihrer täglichen Arbeit ihre eigene Gesundheit – der EXPRESS hat mit zwei von ihnen über die schwierige Lage gesprochen.

Coronavirus: Klinikpersonal trägt Mundschutz und Schutzkittel fast nonstop

Lena (23, Name geändert) ist angehende Krankenschwester und arbeitet in einer Solinger Klinik. In ihrem Krankenhaus herrscht seit einigen Tagen Ausnahmezustand: „Die Schutzkleidung ist auf ein Minimum reduziert, weil alle Lager aufgebrochen und ausgeraubt worden sind. Desinfektionsmittel gibt es nur noch im Gegenzug zu leeren Flaschen“, erzählt sie.

Alles zum Thema Corona

Dabei ist die Kleidung nicht nur für die Patienten eine wichtige Vorsichtsmaßnahme. Auch die Pflegekräfte schützen sich damit vor möglichen Infektionen und Krankheiten.

„Statt, wie sonst, nach jeder Anwendung neue Kleidung überzuziehen, werden jetzt Schutzkittel und Mundschutz für mindestens den ganzen Dienst verwendet“, berichtet die 23-Jährige.

Coronavirus: „Die hygienischen Gegebenheiten sind echt minderwertig“

Weiter erzählt sie: „Wenn wir den ganzen Tag mit einer Schutzkleidung für alle Patienten auskommen müssen, dann ist das schon ein Risiko. Ich denke aber so sieht es aktuell in allen Kliniken aus.“

Eine Notlösung, die Unbehagen bei dem jungen Personal auslöst: „Wir sollen weiter auf den Stationen eingesetzt werden, obwohl die hygienischen Gegebenheiten echt minderwertig sind. Es ist nicht nur Corona, was aktuell kursiert. Es gibt auch den Norovirus, normale Influenza und Clostridien (Krankenhauserkrankung, die mit einer Darmentzündung und starkem Durchfall einhergehen kann), für die auch kein ausreichender Infektionsschutz vorhanden ist.“

Coronavirus: Krise ist nicht nur in den Kliniken, sondern im gesamten Gesundheitswesen zu spüren

Die Situation spitzt sich zu. Seit einigen Tagen herrscht absoluter Besucherstopp in den Kliniken. „Die Patienten äußern eigentlich bislang keine Beschwerden. Die Besuchsregeln ärgern am meisten die Leute, die trotzdem versuchen, vorbeizukommen. Die Patienten haben in der Regel Verständnis dafür.“

Hier lesen Sie mehr: EXPRESS-Reporter macht während Corona eine Tour durch Düsseldorfs Supermärkte

Nicht nur im Krankenhaus ist die Lage prekär. Sophie (22, Name geändert) arbeitet in einem Düsseldorfer Sanitätshaus und hat Kontakt zur Uniklinik Düsseldorf. Ähnlich wie im Krankenhaus wird auch Sophie täglich mit Immunschwachen Menschen konfrontiert. Für sie stellt das Coronavirus und das Bunkern von Hygieneartikeln ein besonderes Risiko da.

Coronavirus: Während die Welt draußen weiter hamstert, herrscht auf den Krankenhausfluren gähnende Leere

Die 22-Jährige erklärt, warum: „Wir haben viele Immunschwache, die monatlich ein Paket mit Desinfektionsmitteln, Mundschutz und Ähnlichem von uns erhalten, und so ihren notwendigen Eigenschutz sichern. Diese Kunden sind jetzt in großer Not, weil wir durch den Ansturm Lieferengpässe haben. Wir können die Kunden dann leider nur wieder zurück schicken.“ Während die Welt draußen weiter hamstert, herrscht auf den Krankenhausfluren gähnende Leere.

„Die Stationen sind soweit leer und aktuell nur für Notfälle ausgelegt. Ansonsten ist nicht viel los“, erzählt Sophie von ihren Kollegen aus der Uniklinik. Auch die Kantinenräume waren bislang ungewöhnlich schwach frequentiert und wurden am Montag sogar komplett geschlossen. Familie und Freunde bleiben ab sofort vor dem Eingang stehen.

Nur die großen Plakate an den Krankenhaustüren erinnern noch an die Besucher, die hier mal gerngesehene Gäste und kein Gesundheitsrisiko waren.