Erste DTM-SaisonKölner Rennfahrer Jusuf Owega über Nürburgring-Heimspiel, FC und Liverpool

Der gebürtige Kölner Jusuf Owega (Mercedes-AMG Team BWT) beim DTM-Lauf in Oschersleben an der Strecke.

Jusuf Owega am 28. Mai 2023 beim DTM-Lauf in Oschersleben. 

Der Kölner Jusuf Owega (21) spricht vor seinem Heimspiel über seine erste DTM-Saison.

Mercedes-AMG-Junior-Fahrer Jusuf Owega macht am Wochenende den Nürburgring unsicher. Der DTM-Pilot zieht vorher eine Zwischenbilanz, blickt auf die Schlüsselstellen am Nürburgring und verrät ein Saisonziel.

Zum vierten DTM-Tourstopp auf dem Nürburgring (4. bis 6. August 2023) hat Owega die kürzeste Anreise aller Fahrer. Der 21-Jährige vom Mercedes-AMG Team BWT ist gebürtiger Kölner und bestreitet seine Debüt-Saison in der DTM. Das Interview:

Was verbindest du als Kölner mit dem Nürburgring?

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Jusuf Owega: In erster Linie sind es zwei Heimrennen für mich. Der Nürburgring ist auch die erste Strecke, mit der ich als kleiner Junge Kontakt hatte. Mit meinem Vater und meinem Bruder bin ich früher öfter auf der Nordschleife gefahren. In Kombination mit der Nordschleife hat der Nürburgring eine große Geschichte. Die Formel 1 ist dort viele Jahre gefahren, das 24-Stunden-Rennen ist eines der größten Sportevents der Welt. Wenn man an Motorsport in Deutschland denkt, kommt einem sofort der Nürburgring in den Kopf. Die Strecke ist weltweit bekannt.

DTM auf dem Nürburgring: Jusuf Owega erklärt Besonderheiten

Auf dem Nürburgring wird der Halbzeitmeister der DTM gesucht. Was hat die Strecke zu bieten?

Jusuf Owega: Die Kurvenkombinationen am Nürburgring sind sehr speziell. Anders als beispielsweise in Oschersleben oder am Sachsenring fließen die Kurven nicht so ineinander über. Das sieht man unter anderem im ersten Streckenabschnitt ganz gut. Es beginnt mit einer Spitzkehre, danach geht es über eine langgezogene Linkskurve in die Mercedes-Arena. Das ist ein langsamerer, aber sehr technischer Bereich. Am Ende fährt man aber auf allen Strecken, um der Schnellste zu sein. Das ist es relativ egal, wie der Kurs verläuft.

Wo sind auf dem Nürburgring die Schlüsselstellen?

Jusuf Owega: Die letzte Kurve wird entscheidend sein. Kommt man aus der nicht gut raus, fehlt einem der Speed und man kann gegen Ende der Start-Ziel-Geraden überholt werden. Auch aus der Bit-Kurve musst du als Fahrer die Geschwindigkeit Richtung Hatzenbach mitnehmen, dann kann man vor oder in der Schikane zum Überholmanöver ansetzen.

Du bist über die ADAC GT4 Germany in den GT-Sport gekommen – ein entscheidender Wechsel in deiner Karriere?

Jusuf Owega: Auf jeden Fall. Der Umstieg von der britischen Formel 3 in die ADAC GT4 Germany war schon eine Herausforderung. Für mich kam es darauf an, mich schnell an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen. Anders als die Formel-3-Rennwagen sind die GT4-Fahrzeuge beispielsweise deutlich seriennaher. Es war mein Einstieg in den GT-Sport, daher war es ein wichtiges Jahr für mich.

Welche Rolle spielte das ADAC GT Masters für deine Entwicklung?

Jusuf Owega: Im ADAC GT Masters bin ich den nächsten Karriereschritt gegangen. In den zwei Jahren habe ich neben den Strecken auch viele Fahrer kennengelernt, die jetzt zur DTM zählen. Aus meiner Sicht ist es hilfreich, den Fahrstil der Konkurrenten zu kennen. Dadurch kann man auf der Strecke besser einschätzen, wie sich ein Fahrer in bestimmten Situationen verhält. Außerdem war ich über die erste Saisonhälfte Tabellenführer im ADAC GT Masters, das ist gut fürs Selbstbewusstsein und das positive Gefühl habe ich mit in die DTM genommen.

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Wie fällt die Zwischenbilanz nach den ersten sechs DTM-Rennen aus?

Jusuf Owega: Es ist meine erste DTM-Saison und auch mein erstes Jahr als Mercedes-AMG-Junior-Fahrer. Deswegen waren die Rennen von vielen neuen Eindrücken geprägt. Trotzdem konnten wir unser Potenzial bereits zeigen. Beim Auftakt in Oschersleben und in Zandvoort bin ich zweimal in die Top-10 gefahren. Jeder im Team arbeitet sehr fokussiert. Daher bin ich überzeugt, dass für uns im Laufe der Saison noch mehr gehen wird.

DTM: Jusuf Owega glaubt an Top-Platzierung

Was ist diese Saison noch drin?

Jusuf Owega: Ein Podiumsplatz ist auf jeden Fall das Ziel. Ich denke schon, dass wir auch Chancen auf einen Sieg haben. Das Feld liegt unglaublich eng beieinander, natürlich benötigt man da auch etwas Glück. Aber wenn das Gesamtpaket passt, können wir ganz vorn angreifen.

Dein Bruder Salman Owega fährt im ADAC GT Masters, vergangene Saison wart ihr Gegner. Wie fühlt sich das an?

Jusuf Owega: Es hat seinen Reiz, gegen den eigenen Bruder zu fahren. Auf der Strecke schenken wir uns nichts. Ich bin mir aber relativ sicher, dass mein Bruder mich nicht abräumen würde. Salman und ich haben einen super Umgang miteinander. Kritische Manöver lassen sich nach einem Rennen einfacher aus der Welt schaffen, als wenn ich so eine Situation mit einem fremden Fahrer habe. Wir hatten am Nürburgring mal eine knifflige Begegnung auf der Strecke. Damals sind wir ein paar Kurven mehr oder weniger nebeneinander gefahren, bis ich dann an ihm vorbeigezogen bin.

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Das klingt so, als wenn der Motorsport in der Familie Owega gelebt wird?

Jusuf Owega: Definitiv, ich komme aus einer Motorsport-verrückten Familie. Mein Vater ist eigentlich bei jedem Rennen dabei. Er hatte schon früher großes Interesse am Motorsport und auch viel an Touristenfahrten teilgenommen. Wir tauschen uns viel aus und mit ihm als Psychologen und Neurologen habe ich auf jeden Fall besten mentalen Support an meiner Seite.

Welche Verbindung hast du als gebürtiger Kölner zum Karneval und dem 1. FC Köln?

Jusuf Owega: Ich mag die Stadt wirklich sehr, aber bin nicht der typische Kölner. Natürlich freue ich mich, wenn der 1. FC Köln seine Spiele gewinnt. Ich verfolge allerdings die Premier League deutlich mehr, vor allem den FC Liverpool. Leider war ich noch nicht im Stadion an der Anfield Road, aber das habe ich auf jeden Fall noch vor. Die Stimmung dort muss großartig sein.

Die beiden DTM-Rennen auf Nürburgring starten Samstag (5. August) und Sonntag (6. August) jeweils um 13.30 Uhr. ProSieben zeigt alle Meisterschaftsläufe der Saison 2023 live im deutschen Free-TV. Außerdem werden die Qualifyings per Live-Stream auf ran.de gezeigt. (sid)