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Anfang in DresdenPersönliche Vorfälle Grund für Impfpass-Affäre – Fans zwischen Schock und Zuversicht

Markus Anfang (l), neuer Trainer des Drittligisten SG Dynamo Dresden, steht nach seiner Vorstellung in der AOK PLUS Walter-Fritzsch-Akademie auf dem Podium neben Ralf Becker.

Markus Anfang (links) und Ralf Becker bei der Vorstellung des neuen Trainers der SG Dynamo Dresden am 10. Juni 2022.

Markus Anfang ist neuer Trainer von Dynamo Dresden. Die Fans reagieren ganz unterschiedlich auf ihren neuen Chefcoach.

von Felix Stollenwerk (sto)

Am Freitagvormittag (10. Juni 2022) verkündete die SG Dynamo Dresden die Einigung mit dem neuen Cheftrainer Markus Anfang (47). Der Kölner folgt auf Ex-Coach Guerino Capretti (40), der den Abstieg der Saschsen in die 3. Liga nicht verhindern konnte.

Damit hat Markus Anfang nur sieben Monate nach seiner Impfpass-Affäre bei Ex-Klub Werder Bremen bereits einen neuen Job bei einem Profi-Verein. Am Freitag wurde der 47-Jährige, der einen Vertrag bis Juni 2024 erhält, offiziell von Dynamo Dresden vorgestellt. Vorher reagierten bereits die Fans in den sozialen Netzwerken auf die Verpflichtung des umstrittenen Coaches.

Anfang erklärt Impfpass-Affäre mit Vorfällen im familiären Umfeld

Anders als andere Pressekonferenzen, auf denen Fußballvereine ihren neuen Trainer vorstellen, ging es bei der Vorstellung von Markus Anfang erwartbarer Weise zunächst nicht um sportliche Themen. Die Impfpass-Affäre war das dominierende Thema der 45-minütigen Pressekonferenz.

Alles zum Thema Markus Anfang

Ralf Becker (51), der Geschäftsführer Sport der SGD, offenbarte zunächst „sechs, sieben“ Kandidaten auf der Liste gehabt zu haben. Der Kontakt mit Anfang bestand jedoch bereits vor dem Abstieg: „Seit das Impfthema publik war, hatten wir immer Kontakt. Ich habe gemerkt, wie sehr der Markus darunter leidet, dass er einen großen Fehler gemacht hat. Mir ist in diesem Gespräch aber auch klar geworden, dass er das einsieht“, sagte der 51-Jährige.

Markus Anfang spricht auf einer Pressekonferenz in ein Mikrofon.

Markus Anfang erklärte sich bei seiner Vorstellung bei der SG Dynamo Dresden am 10. Juni 2022.

Angesprochen auf die Impfpass-Affäre sagte Anfang: „Ich habe mehrfach zum Thema Stellung bezogen. Ich habe mich in der Zeit viel mit meiner Familie beschäftigt, die sehr darunter gelitten hat. Ich darf nicht die Erwartung haben, dass mir alle verzeihen. Ich habe mich dafür entschuldigt, mehr kann ich nicht tun.“

Sein damaliges Verhalten sei ein Fehler gewesen, an seiner persönlichen Impfmotivation ändere dies jedoch nichts und er begründete dies mit Vorfällen im familiären Umfeld: „Mein Vater hatte während des Spieles in Köln den dritten Herzinfarkt, er wurde neunmal wiederbelebt. Es war alles sehr eng. Meine Tante ist nach der Impfung an einem Herzinfarkt verstorben. Das hat Angst bei mir erzeugt. Es ist absolut in Ordnung, wenn man sich impfen lässt. Keiner kann mir die Angst vor den Folgen nehmen. Ich bin kein Impfgegner, ich bin gegen Tetanus, Hepatitis und alles geimpft. Ich habe zweimal Corona gehabt und habe es überstanden. Mir geht es gut.“

Forciert Dynamo den Wiederaufstieg mit Anfang?

Schließlich widmeten sich die Fragen gegen Ende der Pressekonferenz dann doch noch ein wenig in Richtung sportliches Geschehen. Demnach kommt Anfangs Co-Trainer Junge, Ferydonn Zandi verlässt dafür den Verein. Schulz bleibt.

Angesprochen auf das Saisonziel bemühte sich Anfang es zu vermeiden, vom direkten Wiederaufstieg in die zweite Liga zu sprechen. Becker formulierte es wie folgt: „Für uns geht es darum, eine gute Mannschaft zu haben, die auch direkt wieder aufsteigen kann.“

Was mögliche Spielertransfers angeht, gab es unterdessen nichts Neues von Ralf Becker zu vermelden. Auch zu den Wechselkandidaten äußerte sich der 51-Jährige: „Grundsätzlich sind alle Spieler im Kader auch eingeplant für nächste Saison“ und meinte damit wohl vor allem Ransford Königsdorffer (20) und Christoph Daferner (24).

Dynamo-Dresden-Fans sauer: „Krasser Tiefpunkt des Vereins“

Ralf Becker stärkte Anfang zudem: „Wir werden das gemeinsam durchstehen. Es geht darum, dass wir eine sportlich große Aufgabe vor uns haben und dass wir den Verein wieder nach vorne bringen. Diese ganzen Themen, die wir besprechen, werden wir gemeinsam durchstehen, weil ich weiß, dass es ihm leidtut.“

Dabei fallen die Reaktionen der Anhänger ganz unterschiedlich aus. Vor allem die Impfpass-Affäre polarisiert. Ein Fan schreibt: „Das war’s erstmal mit Dynamo für mich. Einen Betrüger als Trainer ist schon ein krasser Tiefpunkt des Vereins.“ Ein anderer Fan schließt sich fassungslos an: „Was soll man dazu sagen…“

Der ehemalige Trainer des SV Werder Bremen war im vergangenen November überführt worden, dem Bremer Gesundheitsamt ein gefälschtes Impfzertifikat vorgelegt zu haben. Kurz nachdem die Vorwürfe gegen ihn öffentlich geworden waren, trat Markus Anfang von seinem Posten bei Werder zurück. 

Anfang wurde im Januar vom Verband rückwirkend zum 20. November ein Jahr lang mit einem Berufsverbot als Trainer belegt. Zudem musste der ehemalige Coach des SV Werder Bremen 36.000 Euro Geldstrafe zahlen. 

Ein anderer Fan reagierte sogar hämisch auf die Verpflichtung Anfangs: „Das Schöne bei Dynamo ist ja, dass man im Schnitt zwei Trainer pro Saison bekommt. Ich freu mich dann lieber auf den Zweiten.“

Dabei ist Anfang sportlich hoch qualifiziert für die 3. Liga. Der 47-Jährige war mitverantwortlich für den Aufstieg des 1. FC Köln in die Bundesliga 2019 und überzeugte ebenfalls in Kiel und Darmstadt.

Markus Anfangs Chance, seine Impfpass-Affäre vergessen zu machen

Auch wegen seiner Qualitäten als Trainer waren andere Fans schon optimistischer: „Ein wenig zwiegespalten bin ich, ob der groben Verletzung von Vertrauen und Vorbildwirkung von Markus Anfang. Andererseits hat jeder eine Chance verdient! Also denne – hier haben sich zwei gefunden, die Reputation nötig haben! Auf gute Zusammenarbeit!“, schrieb ein Dynamo-Fan auf Twitter.

Ein weiterer Nutzer findet die Verpflichtung von Anfang clever: „Einer der besten Trainer der obersten zwei Ligen! Auch, um in der 2. Liga gut mitzumischen! Man hat die Gunst der Stunde genutzt ihn nach Elbflorenz zu holen, gute Entscheidung.“

Hier sehen Sie den Twitter-Beitrag, in dem Dynamo Dresden Markus Anfang als neuen Cheftrainer vorstellt:

Wie gut Markus Anfang und Dynamo Dresden zusammenpassen, bleibt abzuwarten. Dennoch lässt sich festhalten, dass zumindest Teile der Fans Anfang nicht gerade mit offenen Armen empfangen.

Sollte der Saisonstart in der 3. Liga misslingen, werden womöglich schnell Rufe nach einem neuen Trainer laut. 

Für Markus Anfang selbst ist es wiederum früh nach seiner Impfpass-Affäre die Chance, seiner geschundenen Reputation in der Öffentlichkeit durch gute Leistungen, möglicherweise sogar, mit dem Aufstieg entgegenzuwirken und sich mittelfristig wieder für höhere Aufgaben zu empfehlen.