Poldi über Präsident Spinner„Schade, dass man mit Spielern wie mir so umgeht"

Neuer Inhalt

Lukas Podolski mit Werner Spinner.

von Alexander Haubrichs (ach)

  • Lukas Podolski wagt einen Blick voraus. Gibt es eine Rückkehr zum 1. FC Köln?
  • Dazu sagt Prinz Poldi: „Ich muss mich nicht ständig anbiedern. Der FC kennt meinen Standpunkt.“
  • Podolski fühlt sich mit 33 Jahren noch absolut in der Lage, in der Bundesliga zu spielen.
  • Poldis offene Worte über FC-Präsident Spinner und den Transfer von Anthony Modeste.

Köln – Das letzte Fußballspiel des Jahres 2018 sah Lukas Podolski in seinem „Wohnzimmer“: In seiner Loge musste er mit ansehen, wie sein FC gegen den VfL Bochum mit 2:3 verlor. Im EXPRESS-Silvester-Interview blickt der kölsche Weltmeister auf ein Jahr mit Höhen und Tiefen zurück – sportlich lief es mit Vissel Kobe in Japan nicht immer rund, privat fühlt sich der 33-Jährige mit seiner Familie pudelwohl im Land der aufgehenden Sonne.

Podolski spricht über viele Themen und wagt einen Blick voraus. Klar ist: „Solange der Kopf und die Füße mitmachen, spiele ich Fußball.“ Wo das nach Vertragsende im Winter 2019 sein wird, ist offen. In Köln?

„Ich muss mich nicht ständig anbiedern. Der FC kennt meinen Standpunkt. Alles Weitere wird man sehen. Im Sommer werde ich mich entscheiden!“

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Lukas Podolski, blicken Sie doch mal auf ihr Jahr 2018 zurück! Ich bin in Japan aktiv. Wir hatten keine einfache Saison, das hätte besser laufen können, wir hatten uns andere Ziele gesetzt. Wir sind mit Platz 10 im Mittelfeld gelandet. Wir hatten allerdings auch drei Trainer, das macht es nicht leichter. Aber so läuft das auch mal im Sport, jetzt müssen wir das Jahr abhaken und nach vorne blicken.

Sie spielen bei Vissel Kobe mit Andrés Iniesta. Ein besonderer Fußballer? Wenn er seine Qualitäten einbringt, bringt er jede Mannschaft der Welt weiter. Aber auch für ihn war das eine komplett neue Situation, er hat in Barcelona stets um Titel gespielt. Jetzt kommt er nach Japan, da haben wir eine andere sportliche Ausgangslage. Da musste auch er sich erst einmal dran gewöhnen. Aber: Wenn wir zusammen auf dem Platz standen, merkte man die Qualität, da haben wir noch kein Spiel verloren.

Nun kommt David Villa dazu… Ja und zwei starke Japaner, ein Nationalspieler. Wir haben einen guten Trainer, wir spielen einen guten Fußball. Ich hoffe, dass es 2019 besser wird, das Ziel ist die Qualifikation für die asiatische Champions League. Aber alle sind gegen uns topmotiviert und wollen uns schlagen, wir sind die Gejagten. Darauf müssen wir vorbereitet sein und noch mehr dagegen ankämpfen.

Neuer Inhalt

Stürmt künftig für Vissel Kobe: David Villa.

Sie haben viel erlebt, was ist in Japan noch einmal speziell? Es fiel mir sehr einfach, mich dort einzuleben. Ein tolles Land mit freundlichen Menschen. Sauber, diszipliniert, sicher. Die Menschen bringen einem sehr viel Respekt entgegen. Das Essen ist überragend. Wenn es nicht soweit vom Rheinland weg wäre, könnte ich mir vorstellen, dort auch noch länger zu leben. Aber zwölf Stunden Flug sind schon sehr viel.

Sie haben noch ein Jahr Vertrag. Blicken Sie schon darüber hinaus? Nein, ich habe noch keine Gespräche geführt. Mai, Juni, Juli – irgendwann wird eine Entscheidung fallen, wie es weitergeht. Verlängert man und bleibt noch da? Oder schaut man sich um, welche Angebote es gibt. Man muss sehen, was der Kopf sagt.

Das Herz sagt sicher: 1. FC Köln. Wie ich zum FC stehe, das weiß ja jeder. Das habe ich jetzt wirklich oft genug gesagt, irgendwann ist dann auch mal gut. Ob das was wird, das wird man dann sehen. Ich will mich jetzt auch nicht jedes Mal anbiedern und sagen: Hier bin ich. Fest steht: Solange der Kopf und die Beine mitmachen, solange spiele ich auch Fußball.

Neuer Inhalt

Mit Leib und Seele Kölner: Lukas Podolski

Läuft alles nach Plan, spielt der FC im Sommer in der Bundesliga. Sie wirken sehr fit. Trotzdem die Frage: Trauen Sie sich das noch mal zu mit 33 Jahren? Unabhängig davon, dass ich jetzt in Japan spiele: Ich bin topfit und bin gut drauf. Ohne, dass es überheblich klingt:

Ich fühle mich absolut in der Lage, in der Bundesliga zu spielen.

Da habe ich gar keine Bedenken. Durch das Ausland bin ich auch als Person noch einmal gereift. Ich bringe viel Erfahrung mit, hatte keine größeren Verletzungen.

Und das Feuer brennt noch? Es ist immer wieder geil, im Stadion zu sein, auf den Rasen zu treten und sich mit anderen zu messen. Dieser Wettkampf, diese 90 Minuten, das Training, der Teamgeist. Die Begeisterung ist immer noch da und solange das so ist, mache ich weiter.

Dass der FC aufsteigt, da gibt es keinen Zweifel? Köln und Hamburg sind als hohe Favoriten gestartet, solange kein Taifun durch die Zweite Liga weht, werden sie am Ende aufsteigen. Beide Klubs werden ihre Aufgabe erfüllen.

Gute Linksfüßer hat der FC in der Offensive dagegen wenige… Ja, die werden eigentlich in jeder Mannschaft gebraucht. (lächelt)

Aber wie ist denn Ihr Kontakt mit den Verantwortlichen? Sie haben sich mit Alex Wehrle und Toni Schumacher in Kobe getroffen. Natürlich unterhält man sich über den FC. Was ich sagen kann, ist: Die Verantwortlichen kennen meinen Standpunkt. Ich weiß auch um deren Standpunkt. Meine Saison geht bis Dezember, im Sommer werde ich eine Entscheidung fällen.

Neuer Inhalt

Lukas Podolski wird von Toni Schumacher verabschiedet.

Aber der Kontakt ist da? Zu Alexander Wehrle oder anderen beim FC habe ich noch Kontakt. Mit Werner Spinner hab ich keinen Kontakt – aber das ist ja kein Geheimnis. Das war ja von Beginn an so. Es ist schade, dass man mit Spielern, wie mir oder anderen, die vieles für den Verein gemacht haben, so umgeht. Vielleicht will man dadurch Stärke zeigen, ich weiß es nicht. Aber schauen wir mal, was die Zukunft bringt.

Ein verlorener Sohn wurde nach Hause geholt. Macht der Transfer von Anthony Modeste in Ihren Augen Sinn? Das müssen andere beurteilen. Dass er die Qualität hat, steht außer Frage. Aber die Situation um seinen Vertrag haben sich alle wohl anders vorgestellt – das war leider ein Schnellschuss, der erstmal in die Hose ging. Das ist schade für Modeste. Ich hoffe, er kann bald spielen und den FC in die Bundesliga schießen oder dann den Klassenerhalt perfekt machen. Aber trotz der aktuellen Situation finde ich es gut, dass man solche Spieler zurückholt.

An der Präsentation von Modeste auf der Gala zum 70. Geburtstag gab es Kritik. Ja, aber auch berechtigte Kritik! Da kommen Spieler wie Wolfgang Weber oder Wolfgang Overath, die die Geschichte dieses Vereins mehr geprägt haben, als wir alle zusammen. Das sind Legenden des Klubs und die stehen an dem Tag plötzlich völlig im Hintergrund. Warum wird das nicht einfach eine Woche später gemacht? So ist das ein Schlag gegen die verdienten Spieler, aber auch gegen die, die aktuell auf dem Rasen stehen. Ich fand das nicht sehr glücklich. Anstatt die Medien und alle über 70 Jahre FC sprechen, ist dann etwas ganz anderes Thema.

Zum DFB-Team: Sie waren lange Jahre fester Bestandteil der Nationalmannschaft. Wie sehen Sie das Jahr 2018? Es war ein sehr schwieriges Jahr mit dem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der WM. Es ist vielleicht gut, dass die ganze Bequemlichkeit nach dem WM-Titel wieder weg ist. Jetzt muss man wieder aufstehen und nach vorne schauen.

Das hat nicht ganz geklappt mit dem Abstieg in der Nations League. Ja, aber man kann auch nicht erwarten, dass man gleich den Schalter umlegt und alles wieder läuft. Da sind jetzt eine Reihe junger Spieler dabei. Man muss dem Ganzen auch Zeit geben. Die Spieler müssen sich auch mal entwickeln, Turniererfahrung kannst du nicht ersetzen.

Ist Joachim Löw der Richtige für den Neuaufbau? Es ist ja kein richtiger Neuaufbau. Er wird an ein paar Schrauben gedreht haben, vor allem ein paar Leute außerhalb des Platzes ausgetauscht haben, ein paar neue Spieler sind dabei. Löw weiß, was zu tun ist.

Neuer Inhalt

Joachim Löw mit seinem Schützling Podolski.

Wir sprachen eben über den Respekt, der einem im Ausland mehr entgegengebracht wird. Irgendwie geht es Bundeskanzlerin Angela Merkel ähnlich, die Sie ja auch kennenlernen durften. Auch für sie war es ein schwieriges Jahr. Tut man ihr Unrecht?

Ich bin nicht der Experte, was Politik angeht. Da gibt es auch viele verschiedene Meinungen, die nicht alle richtig oder schlecht sind. Aber eines kann man sagen: Sie hat viel für das Land gemacht, keine Frage. Es ist wirklich typisch deutsch, diese negative Einstellung und immer das Schlechte zu sehen. Statt auch mal aufrichtig Danke zu sagen.

Der Sohnemann wird immer größer. Tritt er mal in die Fußstapfen des Vaters? Ich mache ihm da überhaupt keinen Druck. Mein Sohn mag auch viele andere Sportarten. Viele Väter sehen halt in ihren Söhnen den neuen Superstar beim FC und dann das große Geld. Aber so einfach ist das nicht! Wir sollten die Kinder sich einfach mal entwickeln lassen. In den Klubs fangen wir mit acht Jahren schon mit Taktik an, statt sie einfach mal kicken zu lassen. Sie sollten viel mehr lernen, sich im Eins-gegen-Eins durchzusetzen. Lass die Kinder spielen, sage ich, sie müssen Spaß haben, die Taktik kommt da noch früh genug! Leider ist das alles von vielen zu einer großen Wissenschaft gemacht worden, was völliger Quatsch ist. Es ist und bleibt nur Fußball!

Es scheint aber, alles müsse sich schon an Trainingsplänen orientieren. Das ist einfach auch der Zeitgeist. Früher musste ich zwei Kilometer mit dem Fahrrad zu meinem Kumpel fahren, um zu fragen, ob er da ist. Und wenn er es nicht war, bin ich wieder zurückgefahren. Heute schickt man eine Whatsapp. Deshalb bin ich sehr froh, diese Zeit miterlebt zu haben. Es war alles so geil: Trockenes Brötchen, Wasserflasche, Bolzplatz. So bin ich groß geworden. Ich war früher zum FC-Training zweieinhalb Stunden unterwegs. Und das viermal die Woche. Darum bin ich froh in einer Zeit aufgewachsen zu sein, in der es noch darum ging zu kämpfen, draußen mit Freunden zu spielen. Es ging um Integration, Zusammenhalt und Spaß. Die jetzige Welt für Kinder, das wäre nicht meine – aber es ist halt so, wie es ist.

Lesen Sie hier: FC-Stars grüßen aus dem Winterurlaub

Zum Schluss noch ein Blick nach vorn: Was will Lukas Podolski 2019 sonst noch erreichen? Ich habe mit meinen aktuellen Projekten wie mit dem Döner und dem Eis noch vieles vor. Genauso mit meiner Stiftung, mit der wir seit Jahren super Arbeit leisten. Das ist das, was mir neben dem Fußball sehr viel Spaß macht! Und mit dem Fußball ist auch noch längst nicht Schluss. Das Feuer brennt nach wie vor. Und was ich noch verraten kann: 2019 kommen noch einige geile neue Projekte dazu, lassen Sie sich überraschen. Ich kann nur versprechen, dass es geil wird!

In Zusammenarbeit mit „Sporttotal.tv" präsentieren wir Ihnen hier die Highlights aus der Regionalliga in „Rheingemacht – Fußball von nebenan“: