Kölns Ausrüster-DealWarum Uhlsport – und nicht Nike oder Adidas?

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Der 1. FC Köln lässt sich künftig von Uhlsport ausstatten.

von Alexander Haubrichs (ach)

Köln – Als Wolfram Mannherz das Konkurrenz-Angebot vorliegen hatte, soll der Erima-Chef erst einmal erstaunt gewesen sein. Nach Monaten des Pokerns und Taktierens hatte ihm Alexander Wehrle als Geschäftsführer des 1. FC Köln das Konkurrenz-Angebot vorgelegt. Es war von der Firma Uhlsport, dem benachbarten Konkurrenten.

Nicht nur für Mannherz auf den ersten Blick eher ein Schritt zur Seite als einer nach vorn, weil sich auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht wirklich substanziell unterschieden. Uhlsport zahlt ab 2018 rund 3,5 Millionen Euro jährlich an den FC, zuvor waren es 2,5 Millionen, wobei auch Erima ein verbessertes Angebot abgegeben hat.

Das Rennen hat aber Uhlsport gemacht, ein aufstrebendes mittelständisches Unternehmen, den FC überzeugte das internationale Vertriebsnetz und das Engagement in den Verhandlungen.

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Der erhoffte große Wurf aber blieb aus und das sorgte auch unter den Fans erstmal für ein bisschen Ratlosigkeit. Aber: Der FC steht mit der Problematik nicht alleine da. Lediglich Borussia Mönchengladbach konnte in diesem Frühjahr mit Puma einen namhaften Ausrüster gewinnen (hier die Einzelheiten). Alle anderen auf der Suche tun sich mehr als schwer.

Schalke etwa präsentierte stolz Umbro, doch nach dem Ausstieg von Adidas klafft da ein dickes Loch in der Kasse. Dass der Sportartikel-Riese aus Herzogenaurach nach Leverkusen (jetzt Jako) auch den nächsten potenziellen Champions League-Klub mit großem Verkaufspotenzial abgab, ist ein weiteres deutliches Signal: Die Marke mit den drei Streifen setzt – abgesehen vom HSV – nur auf die ganz großen Player, Bayern München und die deutsche Nationalmannschaft. Nicht mal den Bundesliga-Ball wollte man noch stellen (zukünftig Derby-Star), die internationale Bühne ist es, die man auf dem Weltmarkt braucht.

Die Ausrüster der Bundesligisten

München: Adidas, 60 Mio Dortmund: Puma, 7,5 Mio HSV: Adidas, 5 Mio Schalke: Adidas, 3,5 Mio (ab 2018 Umbro) Hertha: Nike, 3,3 Mio Gladbach: Kappa, 3 Mio (ab 2018 Puma) Leipzig: Nike, 3 Mio Bayer: Jako, 3 Mio Stuttgart: Puma, 3 Mio Wolfsburg: Nike, 3 Mio Bremen: Nike, 3 Mio Frankfurt: Nike, 3 Mio Köln: Erima, 2,5 Mio (ab 2018 Uhlsport) Augsburg: Nike, 2 Mio Hoffenheim: Lotto, 2 Mio Mainz: Lotto, 1,5 Mio Freiburg: Hummel, 1 Mio Hannover 96: Jako, 1 Million

(Summen teilweise geschätzt)

Erst ab 100.000 verkauften Trikots fangen diese Firmen an, zu überlegen. Bei Schalke reichte nicht mal das. Zum Vergleich: Erima setzt beim FC rund 40.000 Trikots jährlich ab.

Auch Nike hat sich inzwischen bei immer mehr Klubs zurückgezogen und bietet nicht mehr mit. Die Amerikaner wie New Balance und Under Armour sind keine klassischen Fußballmarken, eher im Fitnessbereich zu Hause und haben in Deutschland weder die Lagerkapazitäten noch das Vertriebsnetz, um große Klubs auszustatten.

So bekommen kleine Mittelständler ihre Chance in der Bundesliga. Die hessische Firma Jako beispielsweise gewann das Rennen um das Trikot von Bayer Leverkusen, als die New-Balance-Träume an der Dhünn ausgeträumt waren. Uhlsport geht beim FC rein.

„Eine Chance für gut aufgestellte Mittelständler“

„Uns hat lange keiner auf der Uhr gehabt, jetzt hoffen wir, dass wir das auch hinbekommen“, sagt Dominik Solleder, Geschäftsführer von Uhlsport. „Wir sind technologisch im Bereich Torwarthandschuhe führend. Jetzt bauen wir uns als vollständige Fußballmarke auf, der Textilbereich ist Wachstumsträger. Wir sind qualitativ auf hohem Niveau, mit einem Klub wie dem 1. FC Köln könnten wir noch mal einen Schub für die Marke bewirken.“

Die Größe der Großen kann da ein Vorteil für die flexibleren kleinen Unternehmen sein, die wie zuletzt Erima innovative und coole Trikots entwarfen. Und da will Solleder anknüpfen: „Der Markt ist brutal in Bewegung. Die Großen stellen im Einzelhandel um. Natürlich ist das eine Chance für gut aufgestellte Mittelständler.“

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