An der Corona-FrontEx-FC-Profi: Ich bin heute Hausmeister im Altenheim!

DennisGrassow

Hausmeister Dennis Grassow mit Bohrmaschine in der Hand.

von Markus Krücken (krue)

Unterhaching – Die Corona-Krise verlangt der Gesellschaft alles ab.

Zuallererst denen, die an vorderster Front stehen und sich als Helfer in Kliniken und Seniorenzentren für die Menschen aufopfern.

Ein Ex-FC-Profi gehört dazu.

Dennis Grassow (48), von 1997-1999 in Köln aktiv, hat nach der Karriere einen ganz anderen Weg eingeschlagen.

Dennis Grassow: Haustechniker am Hachinger Bach

Einen abseits des Fußballs: Der einstige Abwehr-Hüne ist heute Haustechniker im Seniorenzentrum am Hachinger Bach in Taufkirchen!

„Nach meiner aktiven Zeit hab ich zwar die Trainerlizenzen gemacht bis zur A-Lizenz und war unter Güttler auch Co-Trainer in Weiden. Doch dann hab ich für mich erkannt und beschlossen, dass ich mich nicht im Fußball weiter orientiere“, beginnt Grassow zu erzählen, als wir ihn pünktlich morgens um 9.30 Uhr auf Schicht im Seniorenzentrum erreichen.

Seit bereits sieben Jahren ist der Ex-Verteidiger hier tätig.

Werkelt, repariert, telefoniert. Schlagbohrer statt Stollenschuhe. Nur fünf Minuten von seinem Wohnhaus entfernt. Ein bescheidenes Hausmeister-Dasein bei hilfsbedürftigen alten Menschen.

Fernab des schillernden Haifischbeckens Profifußball, in dem genug gierige Gestalten selbstsüchtig und missgünstig nach Vorteilen lauern.

„Wegen meiner Ausbildung als Installateur hat man mir die Chance gegeben hier Fuß zu fassen. Es macht hier sehr viel Spaß. Ich koordiniere Fremdfirmen, bin Brandschutz- und Sicherheitsbeauftragter. Klar ist es durch die Corona-Zeit momentan ein Brennpunkt.

Aber bei uns ist noch alles ruhig und ich kann froh sein, zu den Arbeitnehmern in Deutschland zu zählen, die momentan noch voll arbeiten dürfen“.

Dennis Grassow kickt heute für Bavaria Monaco

So ganz vom Fußball losgelassen hat der Mann, der später noch mit der SpVgg Unterhaching die erste Meisterschaft von Bayer Leverkusen erfolgreich verhinderte, aber nicht.

Sein Sohn kickt ebenfalls und Grassow selbst spielt noch beim TSV Neuried in der Seniorentruppe mit sowie bei Bavaria Monaco.

Einem Team aus Altprofis, das im Münchner Raum für den guten Zweck aufläuft. Vergleichbar mit der Lotto-Elf, die man im Kölner Raum kennt.

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Wie denkt er über die Zeit in Köln?

Leider gehörte der sympathische Bär zu jener Truppe, die erstmalig in der ruhmreichen Geschichte des FC 1998 absteigen musste.

Dennis Grassow: Die Siege über Leverkusen waren die schönsten

„In Köln war mit meine schönste Zeit. Trotz des Abstiegs. Die Fanszene hat mich begeistert. Wie die Leute am Marathontor standen. Ich habe dort viele tolle Menschen kennengelernt, zu denen ich bis heute auch noch Kontakt habe. Dafür bin ich sehr dankbar“, schildert Grassow.

Bernd Schuster sei nicht sein Highlight-Trainer gewesen, sagt er. Dessen Nachfolger als Ex-FC-Coach, Ewald Lienen, wollte ihn halten, doch weil sein Heimatklub Haching gerade aufgestiegen war, zog es Grassow damals zurück nach Bayern.

Der Hausmeister schmunzelt: „Legendär waren natürlich die Siege mit Haching gegen Leverkusen. Das wird die Kölner ja bis heute freuen...“

Dennis Grassow: Daum die Schale noch entrissen

In der Tat unvergessen: Im Mai 2000, vor fast genau 20 Jahren, spuckte Grassow mit seinen Hachinger Jungs den haushohen Bayer-Favoriten um Michael Ballack & Co. in die Suppe, nahm Christoph Daum und Reiner Calmund durch ein sensationelles 2:0 die Meisterschale noch vom Teller und erschuf somit den Vizekusen-Spott.

Auch beim berühmten Spiel auf Schalke, genau ein Jahr später, stand Grassow auf dem Platz.

Als Königsblau in letzter Sekunde die historische Premieren-Meisterschaft durch die Bayern im Fernduell versaut wurde: „Da waren die Schalker eine Minute lang Meister. Sowas vergisst man nicht.“