„Saß noch sehr tief“Johannes Oerding bricht auf „Sing meinen Song“-Bühne die Stimme

Johannes Oerding musste mitten im Song weinen - um seinen verstorbenen Vater.

Johannes Oerding musste mitten im Song weinen - um seinen verstorbenen Vater. 

In der dritten Folge von „Sing meinen Song - Das Tauschkonzert“ drehte sich alles um Sammy Amara von der Punk-Band Broilers. Bei Johannes Oerdings Coverversion von „Ihr da oben“ flossen die Tränen nur so.

Dass Sammy Amara von der Düsseldorfer Punk-Band Broilers nah am Wasser gebaut ist, war in den ersten beiden Folgen der neuen „Sing meinen Song“-Auflage bereits deutlich zu spüren. In der dritten Folge stand Amara nun selbst im Mittelpunkt - und tatsächlich wurde es eine der emotionalsten Folgen dieser „Tauschkonzert“-Staffel. Die Tränen flossen allerdings nicht nur bei Amara, sondern auch bei Gastgeber Johannes Oerding.

In Folge 3 von „Sing meinen Song“ drehte sich alles um Sammy Amara (Mitte) von der Punk-Band Broilers.

In Folge 3 von „Sing meinen Song“ drehte sich alles um Sammy Amara (Mitte) von der Punk-Band Broilers. 

Für alle, die Sammy Amara und seine Band nicht kennen: Die Broilers feiern dieses Jahr ihr 30-jähriges Bestehen und gehören zu den erfolgreichsten Punk-Bands Deutschlands. Ihre letzten drei Alben landeten allesamt auf Platz 1 der Charts, und zu ihren Konzerten kommen Zehntausende Besucher.

„Sing meinen Song“-Star gibt zu: „Ich habe noch nie von denen gehört“

Nah am Wasser gebaut: Sammy Amara kamen gleich mehrmals die Tränen.

Nah am Wasser gebaut: Sammy Amara kamen gleich mehrmals die Tränen. 

„Ich habe noch nie von denen gehört“, gab Sänger und Schauspieler Emilio dennoch zu. Joy Denalane kannte immerhin den Bandnamen, aber keine Musik. Amara gab seinen Kollegen und Kolleginnen also netterweise erst mal eine kleine Einführung in die Welt des Punk.

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Die Wurzeln der Band würden im Punkrock liegen, später sei dann Oi Punk dazu gekommen. „Eine rauere Form vom Punk, aber auch ganz viel Reggae und Ska. Das hat uns unfassbar fasziniert“, erzählte er. Die Hauptattitüde im Punk sei für ihn DIY, also Do It Yourself. Mit dem Kassettenrekorder seiner Schwester nahm Amara erste Demos auf, parallel machte er sein eigenes Fanzine. Mit den Jahren wurde die Band dann immer erfolgreicher.

„Pop-Heini“ Tim Bendzko wird zum Rocker

Doch genug geredet, Zeit für Musik. Den Auftakt machte Tim Bendzko, der bei „Nicht alles endet irgendwann“ beweisen wollte, dass er auch rocken kann. „Wenn ich als Pop-Heini komme und versuche, Oi-Punk zu machen, kann das auch nach hinten losgehen“, haderte er vorher noch. Doch Sammy Amara war begeistert. „Leck mich am Arsch. Ich will das nur noch so hören. Ich fummel gerade die Sicherheitsnadel aus der Tasche, die werde ich dir sowas von in die Nase schieben!“

Für melancholische Momente sorgten Emilio und Juli-Sängerin Eva Briegel. Emilio nahm sich „Verdammte Stille“ vor - einen Song, der davon handelt, wie schwer Stille manchmal zu ertragen ist. „Ich habe selbst total viele Momente, wo mir die Stille einfach zu laut wird. Ich hatte sehr lange Panikattacken, und da war meine größte Angst, alleine nach Hause zu gehen, mich ins Bett zu legen und schlafen zu müssen, weil ich wusste dann ist es so ruhig und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll“, gestand Emilio, bevor er den Song in eine anspruchsvolle Pop-Nummer verwandelte.

Ziemlich „slick“ war der Auftritt von Sänger und Schauspieler Emilio.

Ziemlich „slick“ war der Auftritt von Sänger und Schauspieler Emilio. 

„Emilio, so slick! So geschmackvoll“, schwärmte Joy Denalane hinterher. Danach machte Eva Briegel „Nach Hause kommen / Zurück zu mir“ zu einer gefühlvollen Ballade. Der Song ist so persönlich, dass Amara ihn noch nie erklärt hat. „Das ist meine Therapie: mir Kummer von der Seele zu schreiben“, gab er zu verstehen.

Tim Bendkzo derweil bewies, dass er auch rocken kann.

Tim Bendkzo derweil bewies, dass er auch rocken kann. 

Wie Amaras Elternhaus war, wollte Gastgeber Johannes Oerding zwischendurch wissen. Er sei „in Liebe geboren und aufgewachsen“, erzählte der Punk-Rocker. Seine Rebellion habe sich nicht gegen sein Elternhaus, sondern nach Außen gerichtet. Als Sohn einer Deutschen und eines Irakers sei Punk für ihn sein „Panzer“ gewesen. Und dann wurde es emotional: Ihre Väter hätten sich gekannt, verriet Oerding. „Mein Vater hat mir erzählt, wie oft und viel dein Vater und deine Eltern von dir gesprochen haben. Ich glaube, da ist sehr viel Stolz mitgeschwungen. Das wollte ich dir auf jeden Fall mit auf den Weg geben.“ Worte, bei denen Amara mit den Tränen kämpfte.

Sammy Amara selbst präsentierte an seinem Abend übrigens seinen ersten Solosong „Rede von Reue“, den er extra für „Sing meinen Song“ geschrieben hatte - und zwar auf der Ukulele. „Total süß“, witzelte Tim Bendzko bei dem Anblick. Rapper Eko Fresh hingegen überraschte erneut mit einem umgeschriebenen Text. Er blickte in „Die Beste aller Zeiten“ auf seine Anfänge als Rapper zurück, verpackt in Reggae: „Keine Abi, keine Ausbildung, wir wollten rappen“.

Große Euphorie auf der Couch. „Dein Strahlen, das springt aus dir raus! Diese Vielseitigkeit! Und das alles mit diesem Understatement!“, jubelte Sammy Amara. Joy Denalane machte aus „Ist da jemand“ einen Soul-Lovesong für ihren Mann Max Herre. „Ich habe meinen Mann vor über 25 Jahren getroffen. Es gab auch Drama, wie waren getrennt“, sagte sie. Es sei aber schön, Höhen und Tiefen zusammen erlebt zu haben. „Ich liebe meinen Max.“

Bei Johannes Oerding breche alle Dämme

Und dann war da noch Gastgeber Johannes Oerding, der sich „Ihr da oben“ ausgesucht hatte - einen Song über den Tod, bei dem sich Fans auf den Broiler-Konzerten regelmäßig weinend in den Armen liegen. „Ich habe eingangs erwähnt, dass sich unsere Väter kennen. Dass deine Eltern in meinem Heimatdorf gelebt haben und mein Vater der Arzt deines Vaters war. Das war für mich der Grund, diesen Song zu singen. Jetzt ist was passiert und ich habe gemerkt: Es gibt leider eine weitere Bedeutung für mich in dem Song“, erklärte Oerding leicht schleierhaft. „Also dein Papa war der Arzt von seinem Papa und sein Papa war auch Arzt?“, kam Eva Briegel nicht mehr ganz mit. „Ja, und beide Papas sind nicht mehr da und das ist ganz frisch“, verriet Amara.

Eko Fresh und Emilio nahmen daraufhin vorsichtshalber neben Amara Platz. Doch als Oerding anfing zu singen, musste Amara bitterlich weinen. Auch Joy Denalane kämpfte mit den Tränen, und schließlich konnte auch Oerding, dessen Vater Anfang diesen Jahres verstorben ist, nicht mehr.

Als er die Zeile „Du hast uns allein gelassen / du bist einfach gestorben“ sang, blieb ihm die Stimme weg, und die Tränen kamen. Danach lagen Amara und er sich lange in den Armen. „Ich dachte, mit einem Bierchen klappt das vielleicht, aber das saß noch sehr tief“, so Oerding hinterher. „Die beiden sind jetzt da oben zusammen“, tröstete ihn Amara. Die Protea für den Song des Abends ging folglich an Johannes Oerding. „Für den Mut, den du Johannes heute an den Tag gelegt hast“, so Amara. „Ich hätte das auf keinsten Fall gekonnt.“ (tsch)