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„Werden behandelt wie Abschaum“Weiterer KVB-Mitarbeiter meldet sich mit schweren Vorwürfen

Der Sicherheitsdienst der KVB am Ebertplatz.

Ein weiterer Mitarbeiter der KVB-Serviceabteilung hat schwere Vorwürfe gegen seinen Arbeitgeber erhoben. Das Symbolfoto wurde am 19. März 2024 am Ebertplatz aufgenommen.

Die Vorwürfe bezüglich der Arbeitsbedingungen im KVB-Servicebereich reißen nicht ab. Nun hat sich ein weiterer Mitarbeiter an EXPRESS.de gewendet.

von Niklas Brühl (nb)

In der vergangenen Woche hat ein Mitarbeiter der KVB über die Missstände und die schlechten Arbeitsbedingungen in der Serviceabteilung ausgepackt.

Die Schilderungen des langjährigen Mitarbeiters, „Viele trauen sich gar nicht mehr raus“, haben für Aufsehen gesorgt, auch innerhalb der KVB-Belegschaft rumort es.

KVB-Mitarbeiter legt nach: „Es muss sich etwas ändern“

Mit Sascha M. (Name geändert) hat sich nun ein weiterer Angestellter der KVB, der seit mehreren Jahren im mobilen Service tätig ist, an EXPRESS.de gewendet. Es sei etwas losgetreten worden, sagt er. Und er habe selbst ähnliche Dinge erlebt wie sein Kollege – über die Wertschätzung seines Arbeitgebers fällt er das vernichtende Urteil: „Wir werden behandelt wie der letzte Abschaum.“

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Es sind harte Worte, die Sascha L. wählt, als er gegenüber EXPRESS.de über seine Erfahrungen in seinem Berufsalltag spricht. Er habe Angst, seinen Job zu verlieren, möchte daher anonym bleiben. Allerdings halte ihn das Risiko, dass seine wahre Identität aufgrund seiner Schilderungen doch irgendwie herauskommen könnte, nicht von seinem Vorhaben ab: „Wir können uns das nicht weiter gefallen lassen. Es muss sich etwas ändern und dafür kämpfe ich.“

Möbel, Tiere, Fahrräder

Was darf ich in der KVB-Bahn mitnehmen?

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L. ist im mobilen Service der KVB eingeteilt, ist im Auto oder auf dem Motorrad in verschiedenen Teilen der Stadt unterwegs und wird immer dann gerufen, wenn es irgendwo Ärger gibt.

„Ich kümmere mich darum, die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten, muss mich um Drogensüchtige, Obdachlose oder Personen kümmern, die Ärger in den Bahnen oder an den Haltestellen machen. Allerdings bin ich zu einem großen Teil alleine unterwegs, sodass solche Situationen für mich immer mit Stress und der Gefahr einhergehen, körperlich angegangen zu werden.“

Diese Erfahrung habe er auch bereits mehrfach machen müssen – bzw. müsse er sie regelmäßig machen, wie er sagt: „In der Woche kommt es mehrfach zu Beleidigungen oder Handgreiflichkeiten. Ich musste schon öfter Schlägereien schlichten und wurde dann auch mitangegriffen.“

Beispielsweise sei Sascha L. mal von einer Familie mit Hilfeschreien in eine Bahn gerufen worden, da es dort eine ausufernde Schlägerei gegeben habe: „Dort waren Kinder, ich musste eingreifen. Allerdings war ich wieder mal alleine. Ich ging dazwischen, wurde mehrfach selber getroffen, meine Brille ging zu Bruch. Ich musste mehrere Monate dafür kämpfen, dass die KVB für die Neuanschaffung der Brille aufkommt.“

KVB-Mitarbeiter spricht von fehlender Rückendeckung und unfairer Bezahlung

Ebenso wie sein Kollege, der sich in der vergangenen Woche gegenüber EXPRESS.de äußerte, beklagt Sascha L. die fehlende Rückendeckung:

„Ich habe in meiner Zeit bei der KVB eigentlich nur Scheiße erlebt. Wir aus dem Service, die sich täglich in große Gefahr begeben, sind in derselben Gehaltsklasse eingeteilt wie eine Küchenhilfe. Damit möchte ich diesen Kolleginnen und Kollegen gar nicht zu nahe treten, aber die Verhältnismäßigkeit passt einfach nicht. Wir aus dem Service-Bereich werden behandelt wie der letzte Abschaum.“

Sie seien es, die bei Wind und Wetter für die Sicherheit der Fahrgäste zu sorgen haben, die sich körperlichen und seelischen Gefahren aussetzen würden. „Und wie der Kollege auch bereits angeführt hat: Der Grund für die vielen krankheitsbedingten Ausfälle und für die Anstellung völlig branchenfremder Personen – Stichwort: ‚Die stellen jeden an‘ – liegt einfach an dem unterirdischen Umgang der Vorgesetzten mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Die KVB kündigte erst vor wenigen Tagen an, die externen Sicherheitsteams, die nach einer dreimonatigen Testphase am 1. April von Drogenhotspots wie dem Neumarkt oder dem Ebertplatz wieder abgezogen wurden, ab Montag (22. April 2024) doch weiterhin einzusetzen.

24-Stunden-Bestreifung nur noch zu viert – vorher waren es fünf Personen

Allerdings findet diese 24-Stunden-Bestreifung nicht wie vorher mit vier externen Sicherheitsleuten und einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter der KVB statt, sondern nur noch mit drei Sicherheitsleuten plus einer Person von der KVB. Wie aus internen Chats der KVB, die EXPRESS.de vorliegen, hervorgeht, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Serviceabteilung von dieser Reduzierung der externen Personen alles andere als begeistert.

Für Sascha L. ein weiterer Punkt, der ihn in seinen Ansichten bestärkt: „Ich überlege wirklich, eine Zeit lang vom Bürgergeld zu leben, bis ich etwas Neues gefunden habe. Denn für den Stress und diese unhaltbaren Zustände werden wir nicht ansatzweise fair bezahlt. Mir geht es um Wertschätzung, darum, für meine Arbeit von meinen Vorgesetzten angemessen entlohnt zu werden.“ „Doch im Arbeitsumfeld der KVB“, so sagt er, „gönnt man seinem Nebenmann nicht den Dreck unter den Fingernägeln.“