Medien-Schelte: Thomas Geisel schäumteBitterböse Post vom Düsseldorfer OB

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Wenig begeistert von der kritischen Berichterstattung des EXPRESS: OB Thomas Geisel reagierte in überraschender Weise auf „Facebook“.

von Michael Kerst (mik)

Düsseldorf – Es ist ein in der Düsseldorfer Medienlandschaft beispielloser Vorgang:

Der OB schreibt einem kritischen Journalisten einen Brief, nimmt aber nicht mit ihm persönlich oder der Redaktion Kontakt auf, sondern postet diesen Brief nur auf „Facebook“.

OB-Post für den EXPRESS - setzt Geisel jetzt auf „Social Media-Posts“?

Herzlich willkommen in der neuen „Social Media-Kommunikation“ aus dem Rathaus, die wir bisher nur von ganz andern Politikern kannten …

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Hier lesen Sie mehr: Über diesen EXPRESS-Artikel regte sich OB Thomas Geisel so auf

Es geht um den EXPRESS und seine Berichterstattung über den umstrittenen Pop-up-Radweg. Und der schickt dem OB jetzt einen Antwort-Brief:

Post aus dem Rathaus - so antwortet der EXPRESS dem OB

Lieber Oberbürgermeister Thomas Geisel, vielen Dank für Ihr ausführliches Schreiben, das wir gern auch unseren Lesern vollständig zugänglich machen.

Allerdings sind dazu aus unserer Sicht auch noch Anmerkungen zu Ihrem „Facebook“-Post (siehe unten) erforderlich:

  • Es ist selbstverständlich Ihr gutes Recht, sich über den Inhalt und den Stil unserer Berichterstattung in drastischen Worten aufzuregen. Andererseits fragen wir uns, warum Sie nicht einfach unsere offenen und mehrfach gestellten Fragen beantworten: Wem soll der Pop-up-Radweg an der Cecilienallee eigentlich nützen? Was hat der ganze „Spaß“ die Stadt eigentlich gekostet? Und was wird er noch kosten?
  • Bemerkenswert finde ich, wie sie auf fünf Wörter in der Bildunterzeile reagieren: „Im feinen Zwirn mit Einstecktuch“. Auf diese Wörter antworten Sie in ihrem Text mit immerhin 60 (!) Wörtern. Dass für Sie die Frage Ihrer eigenen Bekleidung von solch überragender Bedeutung ist, finde  ich schon einigermaßen überraschend. Wenn tatsächlich das vermeintliche Einstecktuch gar keines war, dann tut mir diese Bemerkung aufrichtig Leid. Reichlich „overdressed“ wirkten Sie bei diesem Termin trotzdem. Diesen Eindruck kann jeder bestätigen, der auch nur die Fotos von der Eröffnung gesehen hat.
  • Die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen den Unfall am 15. Juni und dem Pop-up-Radweg gibt, habe ich persönlich mehrfach mit der Polizei besprochen. Weder diese Gespräche noch die offizielle Polizeimeldung haben ergeben, dass die Polizei einen solchen Zusammenhang ausschließt. Möglicherweise liegen Ihnen anderslautende Statements vor, aber öffentlich gemacht hat die Polizei solche jedenfalls nicht.
  • Wie Sie darauf kommen, dass ich mich „für die Kampagne“ meiner „Parteifreunde vor den Karren spannen“ lassen würde, ist mir allerdings tatsächlich einigermaßen schleierhaft. So etwas würde ich schon wegen meiner journalistischen Grundsätze nicht tun. Allerdings bin ich obendrein auch noch nicht Mitglied irgendeiner politischen Partei und habe deshalb schlicht keine „Parteifreunde“, vor deren Karren man mich spannen könnte.

Herzliche Grüße,

Ihr Michael Kerst

Post aus dem Rathaus - CDU-Chef vergleicht Geisel mit Orbán

Übrigens: Der „Facebook“-Brief des OB löste einen regelrechten Online-Wahlkampf aus allen politischen Richtungen aus – mit weit mehr als 100 Kommentaren.

Für besondere Aufregung sorgte der Düsseldorfer CDU-Chef Thomas Jarzombek mit dem Post: „Ich finde im übrigen, diese Art der Maßregelung von Journalisten durch den Oberbürgermeister erinnert im Stil eher an Viktor Orbán.“

Umstrittener Pop-up-Radweg: Das Ministerium schaltet sich ein

Das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium hat die umstrittene „Pop-up-Radspur“ in Düsseldorf im Blick und lässt sich über die beiden Unfälle auf dem temporären Fahrradweg berichten.

Das bestätigte das Ministerium auf Anfrage. „Wir begrüßen jede Maßnahme, die bessere Mobilität bietet“, hieß es aus dem Ministerium. „Über straßenrechtliche Anordnung können die Kommunen schnell und flexibel auf Situationen und Handlungsbedarfe auf den Straßen reagieren und wie in Düsseldorf kurzfristig Fahrradspuren, so genannte Pop-Up-Bike-Lanes, vorübergehend einrichten.“

Die konkrete Entscheidung habe die jeweilige Stadt zu treffen. „Für die Landesregierung steht dabei die Sicherheit an erster Stelle. Das Verkehrsministerium lässt sich deshalb über das Unfallgeschehen berichten.“