Todes-Drama um Taha (†19)Er wurde brutal erstochen – Aussage in Köln macht Schwester traurig

Ein junger Mann mit leichtem Bart und Tuch auf dem Kopf guckt in die Kamera.

Taha (†19) wurde im August letzten Jahres in Radevormwald getötet. Das Foto wurde EXPRESS.de von seiner Schwester beim Prozessauftakt am Montag (22. April 2024) zur Verfügung gestellt.

Im Sommer 2023 wurde Taha (†19) erstochen. Vor dem Kölner Landgericht hat jetzt der Prozess begonnen. Im Publikum saß auch Tahas Schwester, die in einer Pause mit EXPRESS.de sprach. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Es ist ein Prozess voller Emotionen. Nach dem brutalen Tod des 19-jährigen Taha im Sommer letzten Jahres, wird vor dem Kölner Landgericht zwei jungen Männern (20, 23) der Prozess wegen gemeinschaftlichen Totschlags gemacht. 

Beim Auftakt am Montag (22. April 2024) waren sowohl Angehörige des Opfers als auch der Angeklagten im Saal. Gleich zu Anfang wandte sich der Vorsitzende Richter daher ans Publikum. 

Prozess in Köln wegen Tod von Taha (†19): Richter mit klaren Worten

„Hier ist ein junger Mensch gestorben, das lässt keinen kalt. Wir haben Verständnis für Trauer und Wut“, sagte er. Doch, wer das nicht aushalten könne, möge den Saal verlassen. Der Richter machte klar, dass er keine Störungen, keine bösen Blicke zulassen werde. 

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Taha war gerade 19 Jahre alt, als er in den frühen Morgenstunden des 27. August in Radevormwald (Oberbergischer Kreis) getötet wurde. Laut Anklage soll der 23-Jährige ihn von hinten festgehalten, der 20-Jährige mehrfach zugestochen haben. In den Kopf, in die Brust, in den Leistenbereich. Dabei sollen sie Tahas Tod billigend in Kauf genommen haben und ohne eigene Rettungsbemühungen geflüchtet sein.

Zwei junge Männer halten sich Ordner vor das Gesicht, neben ihnen stehen Anwälte beziehungsweise Anwältinnen.

Prozessauftakt am Montag (22. April 2024) vor dem Kölner Landgericht: Ein 23-Jähriger (vorne) und ein 20-Jähriger sind des gemeinschaftlichen Totschlags an dem 19-jährigen Taha in Radevormwald angeklagt.

Auslöser der Tat soll ein vorheriger Streit gewesen sein. Doch worum ging es dabei? Bis heute unklar. Laut Anklage hatte sich der Streit in einem Durchgang der Kaiserstraße entwickelt. Als er sich zuspitzte, soll Taha weggerannt, die beiden Angeklagten sollen ihn aber eingeholt haben. Dann soll es zu den tödlichen Stichen gekommen sein. 

Angeklagte äußern sich zu Vorwürfen: Tatwaffe aus Café-Küche?

Der 20-jährige Angeklagte, der sich über seinen Anwalt einließ, behauptete, die Auseinandersetzung sei nicht zufällig, sondern vom späteren Opfer gewollt gewesen. Näheres erklärte er nicht. Er gestand aber, zugestochen zu haben, behauptete jedoch, dass es Notwehr gewesen sei. „Er hat sich hinter den Rücken gefasst, ich dachte, er würde eine Waffe ziehen.“

Nicht Taha, sondern der 20-Jährige selbst hatte allerdings eine Waffe – vermutlich aus einem italienischen Café, in dem er kurz vor der Tat gemeinsam mit dem 23-jährigen Mitangeklagten gewesen war. Als der Besitzer gegen 2 Uhr nachts schließen wollte, hatte er die beiden jungen Männer durch die Küche hinausgelassen.

„Ich vermute, dass er sich da ein Messer besorgt hat“, sagte der Mitangeklagte aus und räumte auch seine eigene Tatbeteiligung ein. Die hielt der 23-Jährige aber eher klein. Er will das später Opfer auf die Schulter gefasst und ihm ein paar „Fäuste gegeben“ haben. Als er dann das Blut, auf dessen Kleidung sah, will er überrascht gewesen sein und gedacht haben, dass das nicht von seinen Schlägen gekommen sein kann.

Angeklagter (23) weint bei Prozess in Köln – Opfer war sehr guter Freund

Der 23-Jährige weinte mehrfach bei seiner Einlassung. Denn er und das Opfer kannten sich seit mehr als vier Jahren, waren sehr gute Freunde. „Taha war oft bei uns zu Hause, wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Meine Mutter hat ihn auch geliebt, als wäre es ihr eigener Sohn“, erzählte er und wischte sich Tränen aus den Augen.  

Später sei der 20-Jährige als Freund dazu gekommen. Doch dieser hätte mit Taha immer wieder Streit gehabt. Auslöser war angeblich, dass der ihn bei der Polizei angeschwärzt haben soll. „Ich wollte da nicht hineingezogen werden“, sagte der 23-Jährige vor Gericht. In der Folge habe aber auch er sich von Taha distanziert. 

Da die Verteidiger beim Prozessauftakt Nachfragen zunächst nicht zuließen, blieben einige Fragen offen. 

Taha (19) in Radevormwald erstochen: Auch Schwester bei Prozess dabei

In einer Pause erzählte Meryem, die Schwester des getöteten Taha, gegenüber EXPRESS.de, dass sie die Aussage des 23-Jährigen traurig gemacht habe. „Ich bin so enttäuscht, dass er so etwas gemacht haben soll, denn ich weiß, wie sehr er und mein Bruder sich geliebt haben“, erklärte sie.

Taha, der fast zwei Meter groß und muskulös war, habe ein großes Herz gehabt, jedem geholfen, der in Not gewesen sei, so Meryem. Ihr Bruder habe auch seine Prinzipien gehabt, so sei er strikt dagegen gewesen, dass in Radevormwald gedealt wird. „Das hat er nicht erlaubt“, sagte sie. 

Als Kind habe Taha den Tod der Mutter miterleben müssen, drei Jahre später sei auch der Vater gestorben. Er lebte daher bei seinem großen Bruder und probierte sich gerade in verschiedenen Jobs aus. Vor seinem Tod wollte er als Paketzusteller anfangen, um sich den Führerschein zu verdienen und dann eine Ausbildung anzufangen. 

In der Todesnacht war Taha noch bis 2.10 Uhr mit seinem Bruder zusammen auf dem Marktplatz in Radevormwald gewesen, wo ein karibisches Fest stattfand. Um 2.11 Uhr schrieb er dann seiner Schwester und um 2.14 Uhr seinem anderen Bruder, dass er jetzt nach Hause gehe ...