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Gewalt und DrogenkonsumKölns Boulevard der (Alb-)Träume

Boulevard-1

Freitagabend kurz nach 22 Uhr transportieren Sanitäter den verletzten 17-Jährigen ab. Seine Freundin läuft geschockt nebenher.

Köln – Mehr als 25 Millionen Euro hat die Fertigstellung des Rheinboulevards, Kölns Flaniermeile am Deutzer Ufer, gekostet. Doch jetzt entwickelt sich das Vorzeige-Projekt zum Albtraum für Polizei und Ordnungskräfte.

Ziemlich genau 500 Meter ist die Rheintreppe lang. Der „Rheinboulevard“, in unmittelbarer Nähe zum „Hyatt“-Hotel gelegen, sollte ein Anziehungspunkt für Kölner werden. Eine tolle Aussicht auf das Stadtpanorama, mediterranes Flair.

Stattdessen scheinen Stadt und Einsatzkräfte die Kontrolle verloren zu haben: In den Abendstunden kommt es hier zu Pöbel-Attacken und Schlägereien, Drogen werden konsumiert. Ein Boulevard der Alpträume!

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Messerstich in den Rücken

Freitagabend, es ist kurz vor 22 Uhr, als ein junger Mann einen der am Rheinufer stehenden Polizisten belagert: „Messerstecherei!“, schreit er immer wieder, deutet wild in die Menge der Feierenden. Ein Beamter rennt ihm hinterher, während er seine Kollegen per Kragenfunk informiert.

Am Ort des Geschehens angekommen stehen mehrere Jugendliche um einen Kumpel herum. Dieser wollte, so die Schilderung, gerade einen Streit schlichten – und bekam unvermittelt einen Messerstich in den Rücken. Seine Freundin steht schluchzend daneben.

Schnell eilen Einsatzkräfte zu Hilfe, schirmen den Verletzten vor den teils angetrunkenen und aggressiven jungen Männern ab, bis ein Rettungswagen eintrifft.

Kölns neuer Hot-Spot

Kurz zuvor hatten Einsatzkräfte dem EXPRESS ihren Frust über die Situation an der Prachtmeile geschildert. „Das Rheinufer hat sich zur Anlaufstelle eines gewissen Publikums aus der ganzen Stadt entwickelt. Ähnlich wie auf den Ringen kommt es zu einer ungesunden Mischung aus krawallbereitem Feiervolk, Nafris und Migranten.“

Schuld daran sei vermutlich auch die Nähe zu Clubs, der Raser-Szene am Tanzbrunnen und Veranstaltungsorten wie dem Jugendpark. „Wir sind hier inzwischen täglich im Einsatz, kontrollieren bei Tag und bei Nacht. Das hier ist der neue Hot-Spot von Köln!“

Ein Beamter meint gar, dass man Familien mit Kindern nicht mehr empfehlen könne, den unteren Weg am Rheinufer zu nutzen: „Sicher ist man hier nur noch von 10 bis 14 Uhr oder im Winter zwischen November und Februar!“

Dutzende Platzverweise

Ein großes Problem seien die vielen aggressiven und respektlosen Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren: „Die dürfen wir nicht in Gewahrsam nehmen. Wir fahren sie höchstens zur Wache, dort werden sie dann von ihren Eltern abgeholt, das beeindruckt die nicht“, so ein Beamter. Dass nur rund 20 Meter von den Einsatzfahrzeugen offen Hasch geraucht wird, unterstreicht diese These drastisch.

Schon vor der Messerattacke gab es zahlreiche Rangeleien und Pöbeleien auf der Meile. Aggressive junge Früh- und Spätpubertierende in zu engen T-Shirts oder Trainingsanzügen belagerten vor allem den Mittelteil des Boulevards und präsentierten hier ihre „Männlichkeit.“

Die Polizei erteilte Dutzende Platzverweise – auf ein Neues am nächsten warmen Frühlingsabend….

Reaktionen von Anwohnern: „Eine erschreckende Entwicklung hier!“

Die Freiberuflerin Petra S. (58) macht sich Sorgen über die Zustände: „Ich wohne seit 50 Jahren in Deutz. Doch das hier am Rheinufer ist eine neue, erschreckende Entwicklung. Ich fühle mich hier nicht mehr heimisch.“

Viele, die EXPRESS anspricht, wollen anonym bleiben. Wie Tanja: „Ich habe selbst eine Tochter in dem Alter, aber die würde hier nicht herkommen, denn das ist einfach eine Nummer zu viel.“

Eine EXPRESS-Online-Umfrage ergab, dass sich über 70 Prozent dort nicht sicher fühlen.

Wir wollen nur Sonne genießen!

Die fünf Freunde Abdullah, Nicole, Massy, Leyla und Ömer lieben die Treppe und verbringen dort bei gutem Wetter ihre Freizeit. „Wir wollen hier nur die Sonne genießen und unsere Shisha rauchen“, sagen die 18-Jährigen.

Doch auch die Jugendlichen spüren die Veränderung der Stimmung am Rheinufer.

„Der Boulevard entwickelt sich in eine schwierige Richtung. Generell herrscht zu oft eine aggressive Stimmung. Es gibt hier zu viele Jungs, die auf Gewalt aus sind“, beklagt Abdullah.

Freundin Leyla ergänzt: „Ich fühle mich, so wie die Stimmung jetzt hier ist, nicht mehr wirklich wohl.“